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Die Socken-Oma

Eine liebe Freundin hat mir folgende Geschichte aus dem Dezemberblatt des Jahreskalenders 2022 geteilt:


In schweren Fahrzeugen rumpelnd auf holprigem Weg. Helme schlagen an Waffen. Sengende Sonne, Staub in die Nase und Augen. Beobachtungsauftrag, Zivilbevölkerung meiden, kein Anlocken von Kindern und Tieren. Berlin ist weit. Am Weg ein einsames Haus, angeschlissen, kleiner verwachsener Garten, ein Obstbaum davor.


Da wohnt niemand - wie auch? Doch eines Morgens ein Kind in der Tür, verlegen. Eine Frau erscheint, alt, gebückt zieht das Kind ins Haus, schliesst die Tür. Staub vernebelt den Blick. Hast du gesehen? Wovon leben die?


Bei Rückkehr legen die Soldaten an den Obstbaum, was vom Tage übrig blieb, später, was sie nicht brauchen, schliesslich, auf was sie verzichten. Tag um Tag.


"Schaut mal her" - ein Bündel liegt auf dem Gruppentisch-, "die hingen heute im Obstbaum."

Socken - etliche gestrickte Wollsocken. Aufgeregtes Staunen. Bilder des Menschlichen, in keiner Meldung, in keinem Lagebericht, tief in denen, die da waren: "Weisst du noch, die Sockenoma?


Michael Strunk

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